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Schlacht um Schloss Itter

Schlacht um Schloss Itter

 
Der Zeitpunkte-Podcast. Geschichten mit Vergangenheit. Erzählt von Kurt Tutschek.
Folge 6: Die Schlacht um Schloss Itter. Wie ein Prachtbau im Tiroler Brixental zum Austragungsort einer der bizarrsten Kampfhandlungen des 2. Weltkriegs wurde.
Wir schreiben den 5. Mai 1945. In wenigen Tagen wird der Krieg vorbei sein. Hitler hat sich am 30. April in seinem Führerbunker in Berlin erschossen, sein Nachfolger als Reichspräsident und Oberbefehlshaber der Wehrmacht Karl Dönitz ließ zunächst gemäß Hitlers letztem Willen trotz aussichtsloser Lage weiterkämpfen, aber am 8. Mai endete schließlich durch bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa und damit war endlich auch der Untergang des sogenannten 1000jährigen Reichs gekommen. Drei Tage vor Ende des Krieges kam es jedoch zu einer der merkwürdigsten Kampfhandlungen während der gesamten Dauer des 2. Weltkriegs.
Im schönen Tiroler Brixental kämpften amerikanische GIs Seite an Seite mit französischen Kriegsgefangenen und Soldaten der deutschen Wehrmacht gegen den Ansturm von etwa 150 Männern der berüchtigten Waffen-SS.
Doch beginnen wir am Anfang.
Wer heutzutage einen Schiurlaub in Tirol plant, der hat vielleicht auch schon in Erwägung gezogen, sportliche Wintertage in der SkiWelt Wilder Kaiser - Brixental zu verbringen, einem der größten und modernsten Skigebiete in Österreich. Sechs Bergbahnen der Bezirke Kufstein und Kitzbühel laden zum Schifahren auf insgesamt 225 Pisten ein. Und eine der Ortschaften, die in diesem landschaftlich beeindruckenden Gebirgsszenario liegt, ist die kleine Gemeinde Itter, ein Ort mit etwa 1200 Einwohnern, der heute hauptsächlich vom Tourismus lebt.
Für unsere Geschichte ist vor allem ein Bauwerk von Bedeutung, das sich eindrucksvoll auf einer Anhöhe über der Ortschaft erhebt. Das heutige Schloss, die ehemalige Burg Itter, ein pittoresker Prachtbau, der am Eingang des Brixentals thront. Wann genau die Burg erbaut wurde, ist unbekannt, erstmals urkundlich erwähnt wird sie im Jahr 1241, später war sie Gerichtssitz, wurde während der Bauernaufstände im 16. Jahrhundert zerstört, aber wieder aufgebaut. Im späten 19. Jahrhundert kaufte ein Unternehmer aus München das gesamte Areal und ließ das Schloss in seiner heutigen Form erbauen. Nachdem die Pianistin Sophie Menter das Schloss 1884 erworben hatte, zog die Kultur ein und Schloss Itter wurde zu einem Ort, an dem auch illustre Gäste wie Richard Wagner, Tschaikowski und Liszt ein und aus gingen. Die Schlossherrin feierte rauschende Künstlerfeste, von denen man in Itter noch heute erzählt. Nicht zuletzt war das Anwesen auch ein wenig erfolgreiches Nobelhotel und ist heute im Privatbesitz und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Die Lage der Burg machte sie nach Hitlers Machtübernahme 1933 aber auch für die Nationalsozialisten interessant.
1943, als der zweite Weltkrieg längst im Gange war, wurde Burg Itter enteignet, im Auftrag der SS beschlagnahmt und zu einer Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau umfunktioniert. Ein Hochsicherheitsgefängnis mit einem 3 m hohen Zaun und einem tiefen Burggraben entstand. Nachts wurde das nahezu ausbruchssichere Schloss hell beleuchtet. Ab diesem Zeitpunkt bis zum Ende des Krieges wurden nun prominente französische Häftlinge auf Schloss Itter interniert, 14 potenziell wertvolle Häftlinge, die dem NS-Regime mit Fortgang des Krieges vielleicht noch nützlich sein konnten und die auch als 'Ehrenhäftlinge' bezeichnet wurden. Illustre Häftlinge als Geiseln, die man vielleicht später einmal, sofern die politische Lage es erforderte, gegen prominente deutsche Gefangene austauschen könnte. Zu den Gefangenen zählten unter anderem Edouard Daladier und Paul Reynaud, beide waren ehemalige französische Ministerpräsidenten. Die Schwester von Charles de Gaulle zählte ebenso zu den Gefangenen wie der Politiker und bekannte Tennisspieler Jean Borotra, sowie Michel Clemenceau, Politiker und Sohn des ehemaligen Premierministers Georges Clemenceau. Eine illustre Runde Prominenter, gleichzeitig aber auch politische Gegner, die hier zusammenleben mussten.
Und hier beginnt unsere eigentliche Geschichte.
Sie beginnt mit einem amerikanischen Panzer vom Typ Sherman, der durch die Idylle der tiroler Berglandschaft rattert.
John Lee - genannt Jack - der 27jährige Lieutenant aus Norwich, New York, der mit weiteren 4 Männern auf dem Panzer sitzt, erkundet die Gegend. In den vergangenen Monaten hatte er die Kompanie B des 23. Panzerbataillons quer durch Frankreich, weiter nach Deutschland und nun nach Tirol geführt.
Es ist Anfang Mai 1945, aber noch immer sind versprengte Einheiten der Waffen-SS unterwegs, die den längst verlorenen Kampf nicht aufgeben, Hinterhalte legen, Barrikaden errichten und noch immer an den Endsieg glauben. Trotz aussichtsloser Lage sind einige Einheiten der SS-Division 'Götz von Berlichingen' noch immer zum Letzten entschlossen. Es herrscht Durcheinander, denn in diesen letzten Kriegstagen ist kaum noch nachvollziehbar, wer einzelne Gebiete unter Kontrolle hat, wo die Front verläuft und wie die Reste der Wehrmacht agieren. Lees Kompanie hatte den Vorstoß nach Kufstein angeführt, jetzt rückte die 36. Infanteriedivision heran und Lee hofft, dass mit dem Erreichen Kufsteins die endgültig letzte Schlacht seiner Kompanie geschlagen ist. Es sollte anders kommen.
Als Leiter des neue Gefangenenlagers Itter hatte die Lagerkommandantur Dachau den Hauptsturmführer der SS Sebastian Wimmer eingesetzt und ihm 25 Männer als Wachmannschaft zugeteilt. Die prominenten Gefangenen bezogen ihre gesicherten Zellen, genossen jedoch im Areal des Schlosses weitgehende Freiheiten. Sie konnten im Hof spazieren gehen und hatten Zugang zur umfangreichen Bibliothek. Jeder erhielt 2 Liter Wein pro Woche und sogar eine Art Taschengeld für kleine Einkäufe.
Daladier hatte sogar ein geheimes Radio in seinem Zimmer, auf dem er mit freundlicher Genehmigung des jugoslawischen politischen Gefangenen Zoonimir Cuckovic BBC-Sendungen hörte. Cuckovic, unter den Häftlingen als "André" bekannt, war von den Deutschen von Dachau nach Itter versetzt worden, um dort als Elektriker zu arbeiten, und sollte später eine Schlüsselrolle für das Überleben seiner Mitgefangenen spielen.
Das Leben für die Gefangenen wurde zur Routine, doch das änderte sich, als 1944 und in den ersten Monaten des Jahres 1945 Lebensmittel für Wachmannschaft und Häftlinge immer knapper wurden. Auch Brennstofflieferungen ließen immer länger auf sich warten. Diese geänderten Umstände interpretierten die französischen VIP-Häftlinge richtigerweise als die nahende Niederlage Deutschlands und sie wussten, dass ihr eigenes Leben in diesen letzten Tagen nicht viel wert sein würde. Daher sprach Clemenceau mit Wimmer, dem Lagerleiter und appellierte, dass das Leben aller französischen Häftlinge vollkommen in den Händen des SS-Offiziers lag. Wimmer antwortete, dass der Tod der Häftlinge keinesfalls mit den deutschen Nachkriegsinteressen vereinbar sei, und versicherte, er werde gegebenenfalls bei ihrer Flucht behilflich sein. Je weiter das Jahr 1945 voranschritt desto öfter nutzten hochrangige SS-Offiziere Schloss Itter als Zwischenstation. Oft in Begleitung ihrer Frauen, beladen mit Waffen, Gepäck und Beutegut übernachteten sie im Schloss und setzten Tags darauf ihre Flucht vor den heranrückenden alliierten Truppen fort. Auch der letzte Kommandant des Konzentrationslagers Dachau suchte der Verantwortung zu entkommen und erschien Ende April im Schloss. Am frühen Morgen des 2. Mai setzte er seinem Leben eine Ende und erschoss sich. Dieser Selbstmord veranlasste nun auch den Lagerleiter Wimmer das Weite zu suchen. Zuvor hatte er den Befehl Himmlers, die Gefangenen zu liquidieren, nicht ausgeführt und damit nicht unwesentlich zur Rettung der Inhaftierten beigetragen. Am 4. Mai verließ er gemeinsam mit seiner Frau die Gefangenen nachdem er Reynaud und Daladier versichert hatte, dass er einen Weg finden würde, die französischen Gefangenen vor den in den umliegenden Hügeln aktiven Truppen der Waffen-SS zu schützen. Doch alles, was er tat, um den versprochenen Schutz zu gewährleisten, war, die Hilfe eines kriegsverletzten Waffen-SS-Offiziers in Anspruch zu nehmen. Auf Wimmers Drängen hin willigte der junge Offizier, Hauptsturmführer Kurt-Siegfried Schrader ein, zum Schloss hinaufzugehen, um sich um die französische Prominenz zu kümmern.
Der plötzliche Aufbruch des Kommandanten aus Schloss Itter überzeugte schließlich auch die Wachen, dass es an der Zeit war, das Schloss zu verlassen, und innerhalb weniger Stunden hatte die französisch Prominenz das Schloss ganz für sich allein. So erfreulich die Situation sein mochte war man sich doch einig, dass man das Areal nicht so einfach verlassen konnte. Noch immer waren SS-Einheiten mordend unterwegs und man wollte auch nicht einfach auf die Befreiung durch die Alliierten warten. Die ehemals Gefangenen entschlossen sich zu handeln. Zunächst brachen sie die Waffenkammer auf und bewaffneten sich mit Maschinenpistolen und Gewehren. Dann schickten sie André Cuckovic, den Handwerker, los, um die nächstgelegene Einheit der alliierten Truppen zu suchen und zur Burg zu lotsen. Er hatte einen auf Englisch abgefassten Brief bei sich, den er dem ersten Amerikaner, der ihm über den Weg lief, geben sollte. Cuckovic setzte sich also auf sein Fahrrad und machte sich auf den Weg nach Wörgl, einer kleinen Stadt am Inn, in der er auf alliierte Soldaten zu treffen hoffte. Doch die Stadt war teilweise noch immer in der Hand der Waffen-SS und so fuhr er weiter Richtung Innsbruck. Innsbruck war gerade von der 103. US-Infanteriedivision eingenommen worden, und die Chancen standen gut, dass Cuckovic dort auf amerikanische Truppen treffen würde.
Die Unruhe im Schloss wurde größer, als kein Lebenszeichen von Cuckovic eintraf, und so machte sich am Mittag des 4. Mai auch der polnische Koch Andreas Krobot auf den Weg nach Wörgl um Hilfe zu holen. Krobot hatte Glück und landete nicht in den Händen der SS, sondern traf auf eine Gruppe von Soldaten der Wehrmacht unter der Führung von Major Josef Gangl. Gangl, ehemals überzeugter Nationalsozialist der aber natürlich wusste, dass der Krieg eigentlich bereits zu Ende war, der in der Sowjetunion und der Normandie gegen die Alliierten gekämpft hatte, unterstützte in diesen letzten Kriegstagen bereits den österreichischen Widerstand. Als er von Krobot über das Schicksal der französischen Prominenz, die auf Schloss Itter ausharrte und auf Hilfe hoffte, erfuhr, erklärte er sich bereit, zu helfen. Er erkannte, dass die Rettung der gefangenen Franzosen ein gutes Licht auf ihn werfen würde, wenn die Alliierten eintrafen.
Und so fuhr Gangl mit etwa 20 Wehrmachtssoldaten Richtung Kufstein, in der Hoffnung dort auf amerikanische Truppen zu treffen. Und tatsächlich traf er auf eine Aufklärungseinheit der Amerikaner.
Cuckovic radelte indes also Richtung Innsbruck als er auf halbem Weg ebenfalls auf amerikanische Truppen stieß - auf die 103. US-Infanteriedivision. Und dem einfachen Handwerker gelang tatsächlich, was man nicht für möglich halten würde. Er drang bis zu einem deutsch sprechenden amerikanischen Offizier vor, schilderte die Situation im Schloss Itter und wenig später machte sich ein kleiner Konvoi in Richtung Itter auf den Weg um die ehemaligen französischen Kriegsgefangenen in Sicherheit zu bringen.
Gangl war unterdessen in Kufstein eingetroffen, die weiße Flagge, die er an seinem Fahrzeug befestigt hatte, flatterte im Wind und seine Geschichte von einer Gruppe französischer prominenter Gefangener sorgte rasch dafür, dass er zum Kommandanten des amerikanischen Panzerbataillons vorgelassen wurde.
Hier treffen wir wieder auf Lieutenant Jack Lee, der seinen Traum vom Ende der Kampfhandlungen vorerst begraben musste. Lee wurde in den Gefechtsstand des 23. Bataillons beordert und meldete sich sofort freiwillig, nach Itter zu fahren um den französischen Gefangenen sicheres Geleit zu verschaffen. Rasch war eine kleine Kolonne zusammengestellt. An der Spitze 2 amerikanische Sherman-Panzer samt Besatzung gefolgt von Josef Gangl in seinem Kübelwagen und einem LKW deutscher Soldaten. Unter dem Befehl von Jack Lee machte sich die Gruppe Richtung Itter auf den Weg.
Nach einem kleineren Scharmützel mit SS-Truppen, die eine Straßensperre errichtet hatten, traf der Konvoi auf dem Schloss ein. Die französische Prominenz zeigte sich jedoch ziemlich unbeeindruckt von dem kleinen Grüppchen, das hier zu ihrem Schutz eintraf. Vor allem die Wagenladung deutscher Soldaten erweckte doch einiges an Misstrauen.
Aber Gangl bemühte sich, den Franzosen gegenüber höflich und entgegenkommend zu sein und Lee machte sich gleich daran, einen Plan zu entwickeln, wie sie weiter vorgehen könnten. Der Sherman Panzer wurde am Haupttor positioniert und Lee beschloss im Schloss zu bleiben und auf die vorrückenden amerikanischen Truppen zu warten, da er einfach nicht genügend Fahrzeuge zur Verfügung hatte um seine eigenen Männer, die Franzosen und die deutschen Mitstreiter zurück nach Kufstein zu bringen. Die Einheiten der Waffen-SS, die ringsum noch immer präsent waren, gaben zur Sorge Anlass und tatsächlich schon bald sollte ein Angriff erfolgen.
Am Abend des 4. Mai eröffneten die in den Hügeln rund um Itter stationierten Truppen der Waffen-SS das Feuer auf das Schloss, doch erst im Morgengrauen wurde der Angriff zur echten Bedrohung.
Mit einem Flak-Geschütz nahm die Waffen-SS das Schloss unter Beschuss. Auch der Sherman Panzer wurde durch einen Geschoß-Einschlag zerstört und leitete einen Generalangriff der etwa 150 verbleibenden Männer der Waffen-SS ein. Lieutenant Lees Männer, Gangls Wehrmachts-Truppe und sogar die französischen ehemals Gefangenen wehrten sich mit Leibeskräften. Im Kugelhagel wurden mehrere Soldaten der Wehrmacht verletzt und Major Gangl fiel dem Treffer eines Scharfschützen zum Opfer, als er gemeinsam mit Lee Ausschau nach den nachrückenden amerikanischen Truppen hielt und versuchte den ehemaligen französischen Premierminister Reynaud aus der Schusslinie zu bringen.
Die Situation im Schloss wurde immer verzweifelter, und gegen Mittag hatten die amerikanisch-deutschen Streitkräfte nahezu keine Munition mehr. Und jetz kommt der bereits erwähnte Jean Borotras ins Spiel, seines Zeichens Politiker und exzellenter Tennisspieler. Er bot sich an, das Schloss zu verlassen um anrückende amerikanische Hilfstruppen durch die verwinkelten Straßen des Dorfes zu führen und die Position der feindlichen SS-Stellungen mitzuteilen. Gesagt, getan. Borotras nutzte eine kurze Feuerpause um das Schloss zu verlassen. Er verkleidete sich als österreichischer Bauer, sprintete über 40 m offenes Gelände und machte sich auf den Weg nach Wörgl, wo die Amerikaner mittlerweile eingetroffen sein sollten.
Währenddessen zogen sich die verbliebenen Verteidiger und die französische Prominenz in den noch vorhandenen Burgfried zurück, um sich nötigenfalls mit Bajonett und Fäusten zu wehren.
Kurz vor drei Uhr nachmittags begab sich ein kleiner Trupp SS-Männer in Position um eine Panzerabwehrrakete auf das vordere Tor des Schlosses abzufeuern. Doch noch ehe das Unternehmen durchgeführt werden konnte, hallte ein Ruf aus dem Hintergrund bis hinauf in die Schlossmauern 'Amerikanische Panzer!' Nicht lange danach rasselte der erste Sherman Panzer vom Ort Richtung Schloss. Die so dringende Verstärkung war endlich angekommen, und innerhalb kürzester Zeit war von den verbliebenen Männern der Waffen-SS nichts mehr zu sehen. Sie verschwanden in den Wäldern, tauchten unter um der Gefangenschaft zu entgehen. Buchstäblich in letzter Sekunde war Hilfe eingetroffen. Ein filmreifes Ende für einen denkwürdigen Kampf. Amerikaner und eine Handvoll Wehrmachtsdeserteure kämpften gemeinsam mit französischen Gefangenen gegen anstürmende Truppen der Waffen-SS. Die französische Prominenz wurde nach Innsbruck gebracht, von wo Reynaud, Daladier, der ehemalige Tennisstar Borotras und all die anderen ihre Reise nach Frankreich antreten konnten. Die überlebenden Wehrmachtssoldaten wurden in ein Kriegsgefangenenlager überstellt und Jack Lee wurde Ende Mai in den Rang eines Captain befördert.
Und Josef Gangl, der Major der Wehrmacht, der sich kriegsmüde auf die Seite der Alliierten geschlagen, zur Rettung der Gefangenen beigetragen, und diesen Einsatz mit dem Leben bezahlt hatte, wurde postum als Held des österreichischen Widerstands geehrt. Heute ist im Tiroler Ort Wörgl eine Straße nach ihm benannt.
Jack Lee, der den denkwürdigen Einsatz geleitet hatte, war der einzige amerikanische Offizier, der im 2. Weltkrieg deutsche Soldaten befehligt hatte. Der als humorvoll, immer mit einem Lächeln auf den Lippen beschriebene Amerikaner, starb jedoch als tragischer Held. Im Zivilleben nach dem Krieg beruflich wenig erfolgreich schlug er sich als Barkeeper und glückloser Hotelier durch. Zeitlebens kämpfte er mit Alkoholproblemen, mehrere Ehen gingen in Brüche. Er starb im Jänner 1973.
Wenige Monate vor seinem Tod gab er einem Reporter ein Interview und auf die Frage, wie er diese Stunden der Kampfhandlungen in Tirol beschreiben würde, meinte er bloß: "Nun, es war einfach die verrückteste Sache der Welt."
Ja, das war der 6. Zeitpunkte-Podcast, über die vielleicht seltsamste Schlacht des 2. Weltkriegs, das einzige Gefecht, in dem Amerikaner und Deutsche Seite an Seite kämpften. Die wichtigsten Informationen zu dieser unglaublichen Geschichte stammen vom amerikanischen Militärhistoriker Stephen Harding, der die Ereignisse akribisch recherchiert und in seinem Buch 'Die letzte Schlacht' veröffentlicht hat. Link zum Buch finden Sie in den Shownotes.
Ich hoffe, Ihnen hat das Zuhören wieder Spaß gemacht und Sie sind beim nächsten Mal wieder dabei.
Es gibt viel zu erzählen, denn die Vergangenheit ist ein fremdes Land. Dort gelten andere Regeln.
 
kurt tutschek
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